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Bruder des Doppel-Europameisters übernimmt ÖTTV-Auswahl

Mathias Habesohn von Tennis-Guru Günter Bresnik losgeeist und zum neuen Herren-Teamchef bestellt

"Wir sind glücklich, haben mit Mathias Habesohn eine starke österreichische Lösung gefunden und wünschen ihm und uns viele erfolgreiche Stunden", kommentiert ÖTTV-Präsident Hans Friedinger die Entscheidung, den Wiener als Herrencheftrainer zu bestellen. Der Ex-Teamspieler (36) landete als Spieler mit Doppel-Gold bei den Weißrussland Open 2009 und als Trainer mit dem Champions League-Finaleinzug bei den Frauen mit Ströck Schwechat 2014 die größten Erfolge. Nun soll er im Olympiajahr die Doppel-Europameister Robert Gardos/Daniel Habesohn nach Tokio führen.

Seit Sommer war aufgrund des krankheitsbedingten Rückzugs von Teamchef Peter Sartz der Posten des Herren-Cheftrainers vakant. "Wir suchten einen Coach, der sowohl internationales Format hat, den Trainern Qian Qian-Li und Zhang Jie im Leistungszentrum Stockerau Vorgaben machen kann, aber andererseits auch die Brücke zu den Nachwuchs- und Landeskadern herstellen kann", erklärt ÖTTV-Sportdirektor Karl Jindrak.


Mathias Habesohn
(Foto by Christian Thomaser)

Und er fand die Ideallösung bei Tennis-Star-Manager Günter Bresnik: Dort war Habesohn, der außerdem bei Oberwart in der Bundesliga im Einsatz ist, als Coach engagiert. Wie war es dazu gekommen? "Ich hatte einige sportarten-übergreifende Ansätze. Schon nach ein paar Wochen war für beide klar, dass wir längerfristig zusammenarbeiten wollen. Es machte Spaß, und schon nach sechs Wochen bat mich Günter zwei seiner Spieler auf der ITF World Tour zu coachen. Das waren unfassbar lehrreiche Wochen für mich, weil ich mich plötzlich in einer anderen Sportart wiedergefunden habe und viele Dinge aus ganz anderen Blickwinkeln betrachten musste. Ich bin Günter Bresnik und seinem gesamten Staff wirklich extrem dankbar, dass man mir so viel Vertrauen und die Möglichkeit für die Arbeit in der Südstadt geschenkt hat."

 

Doch dann kam das Angebot vom ÖTTV. Nach einiger Bedenkzeit und Gesprächen mit Bresnik nahm der Älteste der drei Habesohn-Brüder das Offert an: "Günter legte mir keinen Stein in den Weg, riet mir, diese einmalige Chance, von der ich als 15-Jähriger schon insgeheim geträumt hatte, anzunehmen." Der 36-Jährige ergänzt: "Tischtennis lebe ich seit ich ein Säugling bin, ich hoffe, dass wir unsere kurz- und längerfristigen Ziele umsetzen können. Zunächst gilt es nach der verpassten Team-Qualifikation für Gardos und meinen Bruder die Einzel-Tickets für Olympia zu lösen und eventuell eine Einzel-EM-Medaille sowie eine Doppel- und eine Mannschafts-EM-Medaille zu gewinnen. Aber ich möchte neben der Top-Mannschaft mit Gardos, Habesohn und Fegerl auch die nächsten Generationen heranbringen. Andreas Levenko, und Maciej Kolodziejczyk, dazu Alexander Chen, David Serdaroglu und Talent Julian Rzihauschek gilt es zu fördern."

 

Weiters muss der Neo-Teamchef dringend das Mixed-Training mit den für Olympia so gut wie qualifizierten Vize-Europameistern Stefan Fegerl/Sofia Polcanova vorantreiben. Sein letzter internationaler Einsatz als Coach war von Erfolg geprägt: Beim Weltcup 2019 betreute er seinen Bruder Daniel Habesohn, der sich in der „Monstergruppe“ mit Dima Ovtcharov und Wladimir Samsonow behaupten konnte und Platz neun erreichte.

Hier ein von Mathias Habesohn persönlich verfasster Lebenslauf:

Ich habe mit 6 Jahren bei der Union Sparkasse Korneuburg begonnen regelmäßig Tischtennis zu trainieren. Damals war meine Mutter Sonita die Trainerin der Nachwuchsspieler bei diesem Verein. Nebenbei hat die „Mutti“, wie ich sie nenne, Wert auf eine polysportive Ausbildung gelegt und ich habe jeden Wochentag eine andere Sportart vereinsmäßig ausgeübt. Jedes Jahr ist dann eine Sportart weggeblieben und dafür eine Einheit Tischtennis dazugekommen. Aber nicht, weil das die Vorgabe meiner Mutter war sondern weil sich ihre extreme Leidenschaft für diesen Sport einfach auf mich übertragen hat. Sie hat den allergrößten Anteil daran, dass meine Brüder Daniel und Dominik einiges in diesem Sport erreicht haben. Sie hat uns bis heute immer in allen Belangen unterstützt und sich selbst komplett hinten angestellt. Und vor allem hat sie uns immer die Freude am Tischtennis vermittelt, ohne viel Druck auszuüben. Ich habe diesen Sport immer so geliebt, dass ich nach ein paar Jahren intensivem Training, im Alter von 16 Jahren, entschieden habe die Schule abzubrechen und Profi zu werden. Durch die Chance mit 17 Jahren mit dem damals unfassbar starken österreichischen Nationalteam rund um Werner Schlager mittrainieren zu können, habe ich sehr früh von den allerbesten Spielern, und mit Ferenc Karsai auch von einem der besten Trainer, lernen können. Während dieser Zeit haben auch meine Brüder sehr ernsthaft trainiert und es über die verschiedensten Kader auch geschafft Profi zu werden. Das war für mich persönlich eine unglaubliche Zeit. Es war ein Wahnsinns-Gefühl zuerst zu zweit und dann sogar zu dritt ein Teil der als „goldenen Generation“ bezeichneten Nationalmannschaft zu sein und jeden Tag die allerbesten Spieler wie Weltmeister Werner Schlager, Chen Weixing, Robert Gardos, Kostadin Lengerov, Karl Jindrak usw. um sich zu haben.

Nach zehn Jahren Profidasein habe ich auf einige große Erfolge im Doppel zurückschauen können, während mein Bruder Daniel sowohl im Doppel als auch im Einzel große Titel wie zweimal EM-Gold holen konnte. Und auch mein jüngster Bruder Dominik war im Aufgebot der Europameister-Mannschaft von 2015, welche sich im Finale gegen Deutschland durchsetzen konnte.

2010 habe ich mich auf Anraten des ehemaligen deutschen Nationaltrainers und späteren WSA-Cheftrainers Richard Prause dazu entschieden, selbst die Trainerlaufbahn einzuschlagen. Er hat gemeint, dass ich sehr viele Fähigkeiten habe, welche man als guter Trainer braucht und, dass ich diese früher oder später auf jeden Fall nutzen solle. Ich glaube, dass ich durch all die Jahre in denen ich so viel Zeit im Training und im Wettkampf mit Weltklasse-Spielern und absoluten Top-Trainern verbracht habe, schon als Spieler ein halb ausgebildeter Trainer war, weil wir damals alle, die gesamte Nationalmannschaft, eigentlich rund um die Uhr nur über Tischtennis philosophiert, diskutiert und fachgesimpelt haben. Ich hatte wirklich das Glück, dass das eine so überaus professionelle Mannschaft war und, dass ich als letztendlich schlechtester Spieler der Nationalmannschaft damals immerhin einen Pro-Tour-Titel inne habe, zeigt die Qualität des damaligen Teams.

Ich habe also im Jahr 2010 als Assistenztrainer in der WSA begonnen. Als auch der damalige zweite Headcoach Dirk Wagner immer wieder Gefallen an meiner Arbeit gefunden hat, habe ich ein Jahr später die Möglichkeit einer Anstellung als Trainer und einen gewissen Verantwortungsbereich übertragen bekommen. In dieser Zeit habe ich auch ein paar Ausbildungen wie etwa die deutsche A-Lizenz gemacht. Während meiner Tätigkeit als Damen-Headcoach haben die besten Spieler der Herren wie die Portugiesen Marcos Freitas und Joao Monteiro immer wieder bei den Headcoaches nachgefragt, ob sie nicht Individualtrainings mit mir haben könnten. Nach einigen Sessions mit ihnen hat man dann gemeinsam entschieden, dass man meinen Aufgabenbereich von den Damen zu den Top-Spielern der Herren und zu einigen Nachwuchs-Projekten verlagert. Das habe ich dann bis zum Ende der WSA gemacht.

Danach habe ich ein paar Jahre als selbständiger Tischtennistrainer gearbeitet und sowohl im Amateurbereich, als auch für Profis auf Anfrage gearbeitet. Im Jahr 2020 ist dann der Kontakt zu Günter Bresnik entstanden. Ich habe von Günter sowohl im sportlichen, als auch im menschlichen Bereich in relativ kurzer Zeit sehr viel lernen können. Für mich ist es kein Zufall, dass er einer der renommiertesten Tennis-Trainer der Welt ist, weil er eben immer schaut, wo man noch ein Prozent Verbesserung rausholen kann und wenn die Wege noch so unkonventionell sind. Viele andere hätten arrogant gefragt, was sie im Tennis mit einem Tischtennistrainer anfangen sollten. Günter war sich dafür nicht zu schade – das ist wahre Kompetenz – neue Wege zu finden und sie vor allem zu gehen.

Eckdaten:

Vereine als Spieler:

Union Sparkasse Korneuburg, ab 1990

Wiener Sportklub

TTK Eden Altstadt Linz, Superliga-Einsatz 2002

Union AWD Vorchdorf, Staatsliga A-Debüt 2003 

SVS Niederösterreich; zweimal Meister und Superliga-Sieg 2004, 2005

Union Melbrosin Stockerau, Staatsliga-Dritter 2006

ASKÖ Glas Wiesbauer Mauthausen, Staatsmeisterschafts-Semifinale 2007

TTC Fortuna Passau, 2. Deutsche Bundesliga 2010-2012

Waldegg Linz

UTTC Oberwart, Bundesliga, ETTU Intercup-Sieger 2017

Erfolge als Spieler:

Gewinner der Pro Tour Belarus Open 2009 im Herren Doppel mit Christoph Simoner

Gewinner der Bulgarien Open 2005 im Herren Doppel mit Christoph Simoner

Teilnehmer der Pro Tour Grand Finals 2010 im Herren-Doppel mit Christoph Simoner

3. Platz bei den Chile Open 2004 im Herren Doppel mit Christoph Simoner

Stationen als Trainer:

2010-2012 Assistenztrainer in der WSA und WTTV-Landestrainer für den Nachwuchs

2012-2014 Cheftrainer der Profi-Damen in der WSA und von SVS Ströck mit dem Erreichen des Champions League-Finales 2014

2014-2016 Trainer der Herren-Profis mit Schwerpunkt auf Individualbetreuung der Topspieler

2016-2020 Selbständiger Tischtennistrainer

2020 Athletiktrainer und Wettkampfbetreuer im Tennis-Leistungszentrum Südstadt bei Günter Bresnik
 

Der NÖTTV gratuliert Mathias Habesohn zur Bestellung zum ÖTTV Herren-Cheftrainer und wünscht ihm viel Erfolg!

14.01.2021 11:10

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